Schützen Sie sich vor Infektionskrankheiten
Infektionserkrankungen: Von Pilzen, Bakterien und Viren
Trotz vielfältiger Behandlungsmöglichkeiten verlieren Infektionserkrankungen in der täglichen gynäkologischen Praxis nicht an Bedeutung. In ihren Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit oder den Schwangerschaftsverlauf und in ihrer Neigung zu Rezidiven oder Therapieresistenz werden sie deutlich unterschätzt. Man unterscheidet Infektionen, die durch Viren, Bakterien oder Pilze ausgelöst werden.
Infektionen im Intimbereich treten sowohl bei Frauen als auch bei Männern auf. Dabei handelt es gewöhnlich um ansteckende Erkrankungen. Typische Symptome sind vermehrter oder in Farbe und/ oder Geruch veränderter Ausfluss, Juckreiz, Brennen, Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr.
Eine Pilzinfektion der Scheide (Vaginalmykose) oder des äußeren Genitalbereiches wird überwiegend durch Hefepilze der Gattung Candida albicans hervorgerufen. Man schätzt, dass drei von vier Frauen mindestens einmal in ihrem Leben an einer solchen Pilzinfektion erkranken. Auch Männer sind von dieser Infektion betroffen.
Wie der gesamte menschliche Körper ist auch die Scheide natürlicherweise von vielen Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze besiedelt. Hier sorgen Milchsäurebakterien (Döderlein-Bakterien, Lactobacillus acidophilus) für ein leicht saures Scheidenmilieu und bieten somit einen gewissen Schutz gegenüber Krankheitserregern. Gemeinsam mit Hefepilzen in geringer Anzahl bilden sie die so genannte Scheidenflora.
Verschiedene Einflüsse können dieses Verhältnis so verändern, dass die Zahl der Milchsäurebakterien abnimmt, und die Anzahl der Pilze überhandnimmt. Auch können Pilze von außen insbesondere aus dem Darm und mit dem Geschlechtsverkehr in die Scheide gelangen und eine Infektion auslösen.
Zu den typischen Symptomen einer Pilzerkrankung gehören Rötung und Schwellung der betroffenen Stellen, ein Brennen in der Scheide, Juckreiz und ein cremiger bis bröckeliger Ausfluss. Beim Mann jucken oder brennen Eichel und Vorhaut. Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs können ebenfalls auftreten.
Pilze sind leicht und eindeutig diagnostizierbar. Dazu wird entweder eine kleine Menge des Ausflusses unter einem Mikroskop untersucht. Oder es wird mittels Abstrich eine Pilzkultur in einem Nährmedium angelegt, auf dem nach ein bis zwei Tagen Pilzkolonien gewachsen sind.
Pilzinfektionen der Scheide werden mit so genannten Antimykotika therapiert. Diese töten die Pilze ab, um so deren Vermehrung zu verhindern. Es gibt sie in Salben- und Scheidenzäpfchenform. Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Infektion und nach dem angewandten Medikament. Die Therapie führt in den meisten Fällen zu einer Heilung.
Bei etwa zehn Prozent der erkrankten Frauen heilen Pilzinfektionen nach oben beschriebener Behandlung nicht aus. Treten die Beschwerden durch Scheidenpilze mehr als zwei- bis dreimal pro Jahr auf, spricht man von immer oder häufig wiederkehrenden, so genannten chronischen Infektionen. Diese behandelt man bevorzugt mit Tabletten (sog. oralen Triazolen), welche nicht nur in der Scheide, sondern im ganzen Körper wirksam werden. Art und Dauer der Therapie richten sich nach dem ausgewählten Medikament.
Die Vaginose oder Aminkolpitis gilt nicht als klassische Geschlechtskrankheit, auch wenn sie oft durch Geschlechtsverkehr übertragen und begünstigt wird. Verursachende Erreger sind Gardnerella vaginalis.Die Vaginose birgt ein erhöhtes Risiko für aufsteigende Infektionen, so können sich etwa die Gebärmutter (Endometritis), Eileiter oder Harnwege entzünden. Dieses Risiko scheint nochmals zuzunehmen, wenn die Patientin eine Intrauterinspirale trägt. Auch rund 20 Prozent der schwangeren Frauen leiden an bakteriellen Vaginosen.
Die Symptome einer bakteriellen Vaginose sind typisch. Der Ausfluss ist grau-weißlich, homogen, sehr nass und, was sehr auffällig ist, riecht nach fauligem Fisch (Amingeruch). Andere Symptome wie Brennen, Jucken oder Schmerzen sind dagegen nicht auszumachen.
Hat Gardnerella vaginalis in der Scheidenflora die Oberhand erlangt, ist es schwer, den Keim wieder zurückzudrängen. Zwar heilt bei einem Fünftel der Frauen die Vaginose spontan aus, meist, wenn der pH-Wert nicht allzu sehr verändert war. Bevorzugtes Therapiemittel für alle Anderen ist das Antibiotikum Metronidazol. Doch nur neun von zehn Patientinnen ist damit geholfen –auch leiden bis zu 70 Prozent aller Patienten nach Wochen bis Monaten erneut an ihren Symptomen.
Als wirksam erweist sich, der vaginale pH-Wert begleitend oder im Anschluss an die Antibiotika-Therapie zu normalisieren. So fördert etwa ein bioadhäsives saures Gel den Wiederaufbau und die Stabilisierung eines pH-Werts.
Chlamydien-Infektionen und damit verbundene Entzündungen der Eierstöcke (Adnexitis) gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. In Deutschland geht man von 300.000 Neuerkrankungen pro Jahr aus. Chlamydien sind Bakterien, die in der Regel selten Beschwerden machen, aber durch chronische Entzündungen des Unterleibes dauerhaft zur Sterilität (Unfruchtbarkeit) führen können. Auch Zusammenhänge zwischen einem wiederholten Auftreten von Chlamydien und Morbus Alzheimer werden derzeit diskutiert.
Eine Infektion kann sich durch folgende Beschwerden bemerkbar machen: ungewöhnlicher Ausfluss aus der Scheide, Schmerzen beim Wasserlassen, Zwischenblutungen oder Blutungen direkt nach dem Verkehr.
Bei Beginn einer neuen Partnerschaft und vorhandenem Kinderwunsch empfiehlt sich eine Untersuchung auf Erreger. Diese kann mit Hilfe einer Urinprobe durchgeführt werden. Das zuverlässige Ergebnis liegt meist in wenigen Tagen vor. Bis zum 25. Lebensjahr werden die Kosten hierfür von den gesetzlichen Kassen alle 12 Monate übernommen.
Sollte der Test positiv sein, ist die Infektion mit Hilfe eines einfachen Antibiotkum und der entsprechenden Mittherapie des Partners schnell heilbar.
Der Genitalherpes (Herpes genitalis) zählt zu den ansteckenden Viruserkrankungen. Diese wird fast ausschließlich über Geschlechtsverkehr übertragen. Man geht davon aus, das ca. 10-20 Prozent der Bevölkerung infiziert ist, wobei Frauen etwas häufiger als Männer betroffen sind. Man unterscheidet sogenannte Herpes-simplex-Viren (HSV) des Typ 1 oder des Typ 2. Während ca. 70 bis 80 Prozent aller Fälle von Herpes genitalis auf HSV-2 zurückzuführen sind, ist HSV-1 sowohl für den weit verbreiteten Lippenherpes (Herpes labialis) als auch zu 20 bis 30 Prozent für genitale Herpesinfektionen verantwortlich. Dabei ist es möglich HSV-1 beim Oralsex auf den Genitalbereich zu übertragen oder umgekehrt den Herpes vom Genital- auf den Oralbereich zu übertragen.
Einmal mit Herpes simplex infiziert, bleibt das Virus lebenslang im Körper. Wird durch Stress, Hormonschwankungen, starke UV-Einstrahlung oder eine akute Infektion mit anderen Viren oder Bakterien das Immunsystem geschwächt kann Herpes simplex jederzeit wieder aktiv werden. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen tritt Herpes genitalis zumindest einmal jährlich auf, auch Symptome aller ein bis zwei Monate sind möglich. Bei anderen wiederum ruht das Virus jahrzehntelang, ohne reaktiviert zu werden.
Die Symptome von Herpes genitalis können sehr stark variieren. Manche Patienten leiden an ausgeprägten Schmerzen, bei anderen verläuft die Erkrankung ohne das die Erkrankung bemerkt bzw. als solche gedeutet wird.
Drei bis 14 Tagen nach Erst-Infektion oder in aktiven Phasen kommt es zur Bildung von juckenden und brennenden Bläschen im Genitalbereich oder auch an angrenzenden Stellen wie Gesäß, Analbereich, oder auf den Oberschenkeln.
Nach einigen Tagen platzen diese Bläschen auf und gehen in kleine Geschwüre über. In manchen Fällen kommt es auch zu Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Lymphknotenschwellungen sowie Problemen beim Wasserlassen. Nach etwa drei Wochen ist die Akutphase vorüber, und die Geschwüre heilen ab.
Eine Behandlung erfolgt je nach Ausprägung der Infektion. Sie hat in erster Linie zum Ziel, die Symptome zu lindern und die Dauer und Häufigkeit der Krankheitsausbrüche zu verkürzen. Bei milden Verläufen können Zinksalben zum Austrocknen der Bläschen verwendet werden. In der Regel erfolgt die Therapie des Herpes Genitalis aber mit Virustatika. Diese hemmen die Vermehrung der Viren und reduzieren so Krankheitsdauer. Übliche Mittel wie Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir gibt es in Form von Salben, können aber auch in Tablettenform eingenommen werden. Bei starken Verläufen ist auch die Gabe als Infusion möglich. Bei gehäuften Krankheitsausbrüchen ist eine kontinuierliche Behandlung mit Virustatika über einen längeren Zeitraum (sechs bis zwölf Monate) zu erwägen
Humane Papillomviren (HPV) sind meist harmlose Viren, die vorrangig Zellen der Haut und der Schleimhäute infizieren. Sie führen zu eher unkomplizierten Zellveränderungen wie Warzen an äußeren Genitalien, Hand, Fuß aber auch an Kehlkopf oder Gebärmutterhals. Andere Virustypen – sogenannte Hochrisikotypen- erhöhen jedoch das Risiko für Krebsvorstufen oder Krebs.
Mehr dazu erfahren Sie auf den Seiten der Medizinischen Informationen beim Stichwort “HPV”.
Toxoplasmose ist eine häufig auftretende Infektionskrankheit, die durch den Parasiten Toxoplasma gondii übertragen wird. Man geht davon aus, dass jeder Zweite in Mitteleuropa und den USA bis zu seinem 40. Lebensjahr mit Toxoplasmose in Berührung gekommen ist. Die meisten Toxoplasma-Infektionen verlaufen unbemerkt und in etwa neun von zehn Fällen beschwerdefrei. Sofern keine Immunschwäche besteht, baut der Körper nach Erstkontakt eine lebenslange Immunität gegen Toxoplasmose auf. Die Zeit zwischen der Ansteckung mit Toxoplasmose und dem Beginn der ersten Beschwerden (Inkubationszeit) beträgt etwa zwei bis drei Wochen dabei kommt es manchmal zu leichtem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit und Lymphknotenschwellungen im Halsbereich.
Die Toxoplasmose kann von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden kann. Das ist für das Ungeborene jedoch nur im Fall einer Erstinfektion der Mutter in der Schwangerschaft gefährlich.
Kommt es zu einer Übertragung durch die Mutter in der Frühschwangerschaft, ist mit erhöhtem Fehlgeburtsrisiko zu rechnen. Bei Infektion nach der 16. SSW oder später (bes. 24 – 30SSW) befallen die Toxoplasmen vorwiegend das kindliche Gehirn und die Netzhaut der Augen. Die Folge sind Entzündungsreaktionen bei der Organausreifung, wie Verkalkungen im Gehirn mit geistiger Entwicklungsstörung; Vernarbungen an der Netzhaut im Auge und neurologische Spätschäden, die sich erst im späteren Kindesalter bemerkbar machen.
Die Primärinfektion erfolgt hauptsächlich durch Katzenkontakt (Katzenkot), den Genuss von rohem Fleisch oder nicht durchgebratenem Fleisch (Mett, Tartar, Schinken, Salami). Auch ungewaschenes Obst, Gemüse und Salat kann eine Infektion hervorrufen.
In Deutschland haben ca. 45 – 50% der Frauen im gebärfähigen Alter diese Erkrankung bereits unbemerkt durchgemacht. Während einer durchgemachten Toxoplasmose-Infektion entstehen schützende Antikörper und somit ein bleibender Schutz. Ob eine frühere Infektion bestanden hat, kann nur durch eine Blutuntersuchung festgestellt werden. Derzeit ist diese Untersuchung jedoch keine Vorsorgeleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Wenn durch die Blutuntersuchung eine akute Toxoplasmose festgestellt wurde, kann die Infektion durch eine spezielle Antibiotikatherapie behandelt werden. Die Kosten für diese spezielle Therapie, wie auch für die dann noch erforderlichen Labor-Kontrollen werden nun selbstverständlich von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.